„Lebende Lungen“

Schule
„Lebende Lungen“

Schüler machen Patienten in der Radiologie mit Kunstwerken Mut

Freude im Leid? Und was hat Kunst mit einem Krankenhaus zu tun? Warum hier nicht unbedingt ein Widerspruch bestehen muss, beweist ein Kreativ-Projekt der Advent-Schulkinder in Heilbronn. Was es dabei aber mit „lebenden Lungen“ auf sich hat und wie ein Bild tatsächlich manchmal mehr sagt als tausend Worte – das verrät Lehrerin Caroline Montoya.

Die Sirenen heulten schrill, als der neunjährige David vom Krankenwagen schnellstmöglich mit Blaulicht ins SLK Klinikum in Heilbronn gebracht wurde. Nicht nur der pochende Schmerz in seinem heftig gequetschten Finger quälte ihn, sondern auch Angst. Was würde mit ihm passieren? Wie würde es weitergehen? Fragen wie diese stellen sich täglich viele Patienten. Doch Ungewissheit, Furcht und Sorgen betreffen nicht nur den Krankenhauskontext. Insbesondere die Corona-Pandemie hat zu vielen neuen Herausforderungen, Unsicherheiten und Zukunftsängsten in der Gesellschaft geführt, egal in welcher Altersklasse.

Als von einem Tag auf den anderen kein Unterricht mehr stattfinden durfte, musste auch in unserer Advent-Schule Heilbronn schnellstmöglich umdisponiert werden. Trotz engagierten Bemühens von Lehrkräften und Eltern war die Situation nicht leicht. Endlich wieder zurück im Präsenzunterricht, war es uns Lehrern daher ein Anliegen, das Thema Corona nochmal gezielt aufzugreifen, um den Kindern zu helfen, alles besser einordnen zu können.

Im Sachunterricht wurde u.a. anschaulich thematisiert, was bei diesem Virus im Körper passiert, dass es unterschiedlich schwere Verläufe gibt und warum manche Menschen beatmet werden müssen. Dabei lernten die Kinder verstehen, wie wichtig eine funktionsfähige Lunge für den menschlichen Organismus ist und überlegten sich, was es für sie und andere bedeutet, eine „lebende Lunge“ zu haben.

Gerade deshalb waren die Kinder umso begeisterter von der Idee, im Rahmen eines Kunstprojekts „lebende Lungen“ zu gestalten und damit kranken Menschen in dieser Zeit Hoffnung zu machen. Den Anstoß dazu hatte die Mutter eines Schülers, die im Krankenhaus tätig ist, geliefert. Sie berichtet: „Die Idee für dieses Projekt kam mir auf der Arbeit, der Radiologie im SLK Klinikum in Heilbronn. Mir taten all die Erkrankten und die von Angst Gequälten leid.“ Um den vielen leidenden und verunsicherten Menschen einen Hoffnungsschimmer mit auf den Weg geben zu können, entstand der Gedanke, eine mutmachende Bilderserie zu entwerfen und diese dem Klinikum zu spenden. Als berufstätige Mutter von drei Kindern ist dies zeitlich jedoch schwer realisierbar. „Genau zu dieser Zeit wurde im Sachunterricht meines Sohnes in der Advent-Schule der menschliche Körper besprochen“, berichtet sie weiter. „Den aufkommenden Gedanken, die Bilderserie von den Kindern malen zu lassen, teilte ich gleich mit einer Lehrerin.“

So wurde das Projekt als Kombination aus Kunst- und Sachunterricht in die Tat umgesetzt: Jedes Kind durfte ein kreatives Kunstwerk in Lungenform mit bunten, fröhlichen Farben zeichnen. Dabei entstanden ganz unterschiedliche, einzigartige Kunstwerke, die Hoffnung an eine weiße Wand bringen sollten. Anschließend konnten die Bilder im Wartebereich der Röntgenabteilung aufgehängt werden, wo sie viele Patienten sehen.

Welche Ermutigung und Freude diese Bilder den Menschen wirklich machen, durften wir bereits kurze Zeit später durch das Erlebnis unseres Schülers David erfahren. Er war mit einer schweren Fingerverletzung ins SLK Klinikum eingeliefert worden. „Dort lag ich nun und es war alles ziemlich schlimm“, erzählt der Neunjährige. „Da sah ich an der Wand über mir ein Bild, das mir bekannt vorkam. Ich sagte meiner Mama, dass ich auch so ein ähnliches Bild gemalt hätte. Beim näheren Hinschauen erkannte ich, dass es sogar mein Bild war, das direkt über mir hing!“ Daraufhin äußerte die behandelnde Ärztin, dass sie sich schon länger gefragt habe, wer wohl dieses tolle Bild mit so viel Liebe fürs Detail gemalt habe – sie fände es wunderschön. Das brachte einen Freudenschimmer in diese angsteinflößende, ungewisse Situation. David ist sich sicher, dass das kein Zufall war und erinnert sich noch ganz genau, wie er zu seiner Mutter sagte: „Das ist ein Geschenk von Gott, der mir sagen möchte, dass er bei mir ist und mich tröstet. Jetzt habe ich keine Angst mehr, egal was kommt. Ich weiß, Gott ist bei mir und hilft!“

Es ist gerade in dieser Zeit schön zu sehen, wie viel Freude und Hoffnung die Bilder verbreiten. Auch für die Schulkinder war dieses Zeugnis eine wertvolle Bestätigung, dass auch Kleinigkeiten (wie ein Bild) einen Unterschied machen können und dass jeder – egal ob groß oder klein – sich kreativ mit seinen Gaben zum Segen für andere einbringen kann.

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